Unerwartet unzureichende Sprachverständlichkeit mit Cochlea-Implantat (CI) bei einer 81-jährigen Patientin mit progredientem Hörverlust

Die Patientin beklagte eine langsam progrediente beidseitige Schwerhörigkeit, die seit über 10 Jahren nicht mehr mit konventionellen Hörgeräten (HG) versorgbar war. In unserer Untersuchung zeigte sich eine hochgradige beidseitige Schallempfindungsschwerhörigkeit. Obwohl rechtsseitig im Tieftonbereich Hörreste bis 35 dB HL bei 0,25 kHz vorhanden waren, ergab sich mit HG rechts eine Einsilberverständlichkeit von 0 % bei 65dB SPL. Otoakustische Emissionen waren nicht nachweisbar. Absolute oder relative Kontraindikationen zur CI-Versorgung bestanden nicht. Wir führten die Cochlea-Implantation rechts über eine Rundfensterinsertion komplikationslos durch. Alle intraoperativen objektiven audiologischen Messungen (Electrically Evoced Compound Action Potentials (ECAP), Spread of Excitation), sowie die intraoperative Lagekontrolle der CI-Elektrode mittels Röntgenaufnahme waren regelrecht. Bei Erstanpassung lag die ECAP-Schwelle bei 145 CL. Anschließend erfolgte ein ECAP-Schwellen-basiertes Fitting. Eine Lautheitsskalierung war nur breitbandig durchführbar. Initial war jedoch kein Sprachverstehen, nur Geräuschwahrnehmung möglich. Bei diesem unerwartet schlechten Ergebnis erfolgte die Indikation zur elektrisch evozierten Hirnstammpotenzialmessung (eBERA). Dies ist eine elektrophysiologische Methode zur Ermittlung von Amplituden und Latenzen der Hörnervenantwort über ein CI. In der eBERA waren reizkorrelierte Potentiale ableitbar. Jedoch zeigten sich sowohl die absoluten, als auch die inter-peak Latenzen eJ5 und eJ3 verlängert. Dies ist Hinweis für eine zusätzlich bestehende auditorische Neuropathie, welche die schlechte Performance mit CI erklärt. 17 Monate nach einseitiger CI-Versorgung lag die Einsilberverständlichkeit bei 65 dB SPL bei 25% unter dem erwarteten Ergebnis.