Ambulante Gruppenmusiktherapie zur Tinnitusbehandlung

Zusammenfassung Hintergrund Der subjektive Tinnitus, unter dem etwa 20–25 % der Bevölkerung Deutschlands und 4 % chronisch leiden, umfasst eine Hörwahrnehmung ohne äußere erkennbare Schallquelle. Zwar empfiehlt die aktuelle Leitlinie zur Tinnitusbehandlung auch eine psychosomatische Diagnostik und ggf. (Mit‑)Behandlung, dennoch gibt es bisher wenige gezielte psychosomatische Therapieansätze für Tinnitus. Fragestellung Mit dem Ziel, die subjektive Symptombelastung durch eine Verknüpfung von Tinnitus mit der emotionalen Befindlichkeit und Belastung der Betroffenen zu reduzieren, wurde ein Konzept zur ambulanten gruppenmusiktherapeutischen Intervention entwickelt. Methode Die Untersuchung erfolgte als monozentrische, nichtkontrollierte Ein-Gruppen-Therapiestudie im Prä-post-Design. Die Behandlung in einer geschlossenen Gruppe von 7 bis 9 Teilnehmer:innen ist als Kurzzeittherapie über 10 wöchentliche Sitzungen zu 90 min manualisiert. Es sind Gruppenpsycho- und Musiktherapie sowie Entspannung im psychodynamischen Kontext integriert. Neben einer Eingangsdiagnostik wurden die Teilnehmer:innen vor, am Ende und 6 Monate nach der Intervention psychometrisch getestet. Mit dem Tinnitus-Beeinträchtigungs-Fragebogen (TBF-12) und dem Mini-Tinnitusfragebogen (Mini-TF) wurde die spezifische, mithilfe der Brief Symptom Inventory (BSI) die allgemeine Symptombelastung erfasst. Ergebnisse Bisher wurden 7 ambulante Gruppenmusiktherapien mit insgesamt 50 Teilnehmer:innen abgeschlossen. Die Symptombelastung durch Tinnitus (Mini-TF) war zu Behandlungsbeginn im Durchschnitt schwergradig, nach Abschluss der Therapie mittelgradig. Eine Verbesserung konnte v. a. im emotional-kognitiven Bereich des TBF-12 nachgewiesen werden. Hingegen kam es bei den allgemeinen psychischen Störungen weder für den Gesamtwert des BSI noch für die Syndromskalen zu einer relevanten Veränderung im Behandlungsverlauf. Diskussion Die ersten Befunde zeigen, dass das ambulante gruppenmusiktherapeutische Angebot die subjektive Symptombelastung durch Tinnitus signifikant reduzieren kann. Die Ergebnisse müssen jedoch an einer größeren Stichprobe, im Vergleich zu anderen Behandlungsmethoden und hinsichtlich der Stabilität weiter evaluiert werden.