Dysphagie bei Multipler Sklerose – ein unterschätztes Symptom?

Zusammenfassung Hintergrund In Deutschland sind schätzungsweise 240.000 Menschen an Multipler Sklerose (MS) erkrankt. Neben sensiblen, motorischen, vegetativen und neuropsychologischen Funktionsstörungen ist die Dysphagie ein sicherlich hochrelevantes, stark beeinträchtigendes und zugleich bislang nicht gut untersuchtes Symptom der Erkrankung. Ziel der Arbeit Dieser Artikel soll eine Übersicht über die aktuelle Studienlage zur Dysphagie bei MS geben und es dem Leser ermöglichen, die Wahrnehmung für das Symptom Schluckstörung zu schärfen. Techniken zur weiterführenden Diagnostik und Therapie werden vorgestellt mit dem langfristigen Ziel, betroffenen Patienten mit MS zukünftig verbesserte Hilfe zu bieten und ihre Lebensqualität zu verbessern. Methode Zur Entstehung, Manifestation, Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten bei MS-bedingter Dysphagie wurde eine strukturierte Literaturrecherche zur aktuellen Studienlage in pubmed durchgeführt. Aufgrund fehlender Klasse-1-Evidenz aus prospektiven Studien, insbesondere zur Diagnostik und zu den Therapiemöglichkeiten, wurden auch Studien mit kleineren Fallzahlen oder Pilotprojekte mit berücksichtigt. Ergebnisse und Diskussion In bildgebenden Methoden, wie der Fiberoptischen Endoskopischen Evaluation des Schluckens und der Videofluroskopie, lassen sich Schluckstörungen objektivieren. Je nach gewählter Methode zur Erfassung der Schluckstörung wird die Häufigkeit der Dysphagie bei MS-Erkrankten sehr unterschiedlich angegeben (von 38 % bis 81 %). Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Dysphagie als bewusstes Symptom sowohl vonseiten der betroffenen Personen mit Multipler Sklerose als auch ihren Behandlern stark unterschätzt wird. Spezifische Behandlungen werden laut aktueller Daten aus dem deutschen MS-Register nur bei 30 % der betroffenen Patienten durchgeführt.