Rückenmarkadaptation

Zusammenfassung Hintergrund Die hinter dem von der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) geförderten Forschungsprojekt zur Neuroregeneration bei Querschnittlähmung stehende Idee ist es, bekannte medikamentöse und/oder zelluläre Ansätze mit einer chirurgischen Therapie zu kombinieren. Technik Nach Resektion des zerstörten Rückenmarkgewebes soll gesundes Gewebe spannungsfrei adaptiert werden. Hierfür wurde ein mikrosystemtechnisch hergestelltes Verbindungselement (mMS: mechanisches Mikrokonnektorsystem) entwickelt, wobei Mikrokanäle die Zuführung von Medikamenten ermöglichen. Tierversuche In einem Schlüsselexperiment an Ratten konnten die Fixation des Rückenmarks im Verbindungselement, ein Durchwachsen von Nervenfasern durch das mMS und in Lokomotionstests eine Verbesserung der Funktion gezeigt werden. Aktuell werden Kombinationsbehandlungsstrategien untersucht. Dabei werden Substanzen zur Narbenreduktion, zum Abbau von Proteoglykanen, die axonales Wachstum hemmen, mit Stammzellen zur Stimulation des Axonwachstums sowie mit dem Chemokin SDF1 („stromal cell-derived factor 1“) kombiniert. Diskussion Zur spannungsfreien Adaptation gesunden Rückenmarkgewebes ist in Abhängigkeit von der Ausdehnung der Verletzung eine Verkürzung des entsprechenden Wirbelsäulenabschnitts erforderlich, welche durch eine Wirbelresektion zu erreichen ist. Aus der Literatur ist bekannt, dass die Entfernung knöcherner Wirbelsäulenabschnitte operationstechnisch möglich ist. Eine Verkürzung der Wirbelsäule zur Behandlung der Querschnittlähmung ist jedoch neu. Durch die Kombination von zellulär pharmakologischen mit chirurgisch mechanischen Verfahren erscheint eine neuroregenerative Therapie der Querschnittlähmung möglich.