Epilepsie und ParasomnienEpilepsy and parasomnias

Zur Differenzierung von schlafgebundenen Ereignissen in epileptische Anfälle oder Parasomnien sind als diagnostische Merkmale hilfreich: Familienanamnese, Manifestationsalter, Bindung an erste oder zweite Nachthälfte, Häufigkeit und Dauer der Ereignisse, Stereotypie und Komplexität von Handlungsabläufen oder Sprache, Ausmaß an Zielrichtung und Konsequenz in der Durchführung der Handlungen, Weckbarkeit und Interaktionsfähigkeit in der Episode sowie Verhalten und Erinnerung nach den Ereignissen. Keines dieser Merkmale ist für sich allein beweisend oder ausschließend für die eine oder andere Diagnose. Auch können Epilepsie und Parasomnie im selben Patienten koinzident vorkommen. In unklaren Fällen kann ein LZ-EEG-Monitoring, idealerweise ergänzt mit einer Polysomnographie, zur Erfassung der in Rede stehenden Ereignisse notwendig sein. Die gelegentlich frappierende Ähnlichkeit in der Semiologie von NREM(„non-rapid eye movement“)-Parasomnien und epileptischen Anfällen ist begründbar durch eine Überlappung der pathophysiologischen Abläufe: Bei NREM-Parasomnien führt ein dissoziiertes, lokales Arousal subkortikaler Netzwerke bei gleichzeitiger Persistenz von Tiefschlaf im frontoparietalen Kortex zum Ausagieren subkortikal gespeicherter, primitiver Verhaltensschablonen. Bei epileptischen Anfällen kann fokale Hyperexzitation in cingulären oder limbischen Netzwerken die Manifestation derselben Handlungsschablonen induzieren. Die Suppression von NREM-Parasomnien gelingt meist gut mittels Vermeidung auslösender Medikamente, Behandlung Arousal-induzierender somnologischer Erkrankungen, verhaltenstherapeutischer Stabilisierung der Schlafstruktur und symptomatischer Medikation mit Low-dose-Clonazepam als First-line-Drug.