Prädiktive Bedeutung der Reflexotalgie in der lokal radikalen Radiotherapie von Oropharynxkarzinomen

Zusammenfassung Hintergrund Von Patienten mit ORL-Karzinomen werden Ohrenschmerzen häufig als tumorbegleitendes Symptom angegeben. Die prädiktive und prognostische Bedeutung der Reflexotalgie wird in dieser prospektiven Studie untersucht. Patienten und Methoden 96 Patienten, die eine lokal radikale Radiotherapie wegen eines Oropharynxkarzinoms abschlossen, wurden prospektiv erfaßt und nachkontrolliert. 49/96 Patienten gaben das Symptom Reflexotalgie spontan oder auf Befragung an. Die beiden Patientengruppen untschieden sich nicht hinsichtlich TNM-Klassifikation, Histologie und Gesamtdosis. Das Gesamtüberleben, die lokale Kontrolle und das krankheitsspezifische Überleben wurden gemäß Kaplan-Meier berechnet und mit dem Log-rank-Test verglichen. Ergebnisse Signifikant weniger Patienten mit Reflexotalgie kamen in eine klinisch komplette Remission (61,2% versus 89,3%, p<0,002). Die lokale Kontrolle der Patienten mit Reflexotalgie lag mit 49% bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 564 Tagen signifikant unter derjenigen von Patienten ohne Reflexotalgie mit 74,5%, mittlere Nachbeobachtungszeit 613 Tage, p=0,01. Das krankheitsspezifische Überleben war signifikant schlechter für Patienten mit Reflexotalgie im Vergleich zu Patienten ohne Reflexotalgie, p<0,012. Die lokale Kontrollwahrscheinlichkeit von T1/T2-Tumoren mit dem Symptom Reflexotalgie entspricht derjenigen von T3/T4-Tumoren ohne Reflexotalgie. Für alle Tumorkategorien ist die lokale Kontrolle bei Patienten ohne Reflexotalgie (74%) der lokalen Kontrolle von Patienten mit Reflexotalgie (49%) signifikant überlegen. Schlußfolgerung In unserem Krankengut erweist sich die Reflexotalgie als neuer und statistisch signifikanter Parameter für die Wahrscheinlichkeit der lokalen Tumorkontrolle und des krankheitsspezifischen Überlebens.